Heise-Ticker 7.6.2001 11:46
Grüne Dächer schützen vor Elektrosmog
Für Gegner von Mobilfunksendeanlagen, die vor Gericht mit ihrer Klage
scheitern, bieten jetzt Wissenschaftler des Forschungslabors für Experimentelles
Bauen der Universität Gesamthochschule Kassel (
GhK)
bauliche Möglichkeiten, sich vor den möglichen Auswirkungen elektro
magnetischer
Wellen zu schützen. Sie fanden heraus, dass begrünte Dächer
und Hauswände aus Lehm einen effektiven Schutz gegen solche Strahlen
bieten. Durchgeführt wurden die Messungen am Institut für Hochfrequenz-,
Mikrowellen- und Radartechnik der
Universität
der Bundeswehr in München.
"Wer sich gegen hochfrequente Strahlungen von außen schützen will,
ist unter einem Lehmtonnengewölbe mit Grasdachabdeckung ideal abgeschirmt",
erklärt Professor Gernot Minke, der das Kasseler Forschungslabor für
Experimentelles Bauen leitet und als international anerkannter Fachmann für
Lehmbauten und experimentelles Bauen gilt.
Bei seinen Messungen konnte der Wissenschaftler eine fast hundertprozentige
Abschirmung des Hausinneren gegen Mobilfunkstrahlung
belegen.
Bereits Gründächer mit einer Schicht von 15 cm Leichtsubstrat erbringen
für die Frequenzbereiche von 1,8 bis 1,9 GHz des Mobilfunk-E-Netzes und
der schnurlosen DECT-Telefone eine Strahlungsdämpfung von ca. 22 dB,
was einer Strahlungsreduktion von 99,4 Prozent entspricht.
Für den künftigen Mobilfunkstandard UMTS, der im Frequenzbereich
von 1,92 bis 2,17 GHz arbeitet, soll laut Minkes Messungen die Abschirmung
noch bessere Werte erreichen. Einen optimalen Reduktionswert von 49 dB erreichte
der Kasseler Architektur-Professor durch die Kombination aus Lehmgewölbe
mit Grasabdeckung. Ein herkömmliches Ziegeldach hingegen reduziere die
Strahlen im Frequenzbereich für das E-Netz und UMTS nur um 50 Prozent.
Um nicht nur von oben, sondern auch von der Seite gegen die Strahlen gewappnet
zu sein, empfiehlt Minke künftigen Bauherren, dass möglichst keine
Türöffnungen zu bestehenden Basisstationen hin ausgerichtet werden
beziehungsweise dass diese mit einer metallischen Beschichtung oder einer
metallischen Fliegengitterdoppeltür - wie aus den USA bekannt - versehen
sein sollten. Fenster mit einer einfachen Isolierverglasung oder Holzrahmen
sind ebenso ein Schwachpunkt. Eine moderne Wärmedämmverglasung erreiche
dagegen aufgrund ihrer Edelmetallbedampfung eine Abschirmung von 30 dB (99,9
Prozent). Für Dachflächenfenster eignet sich ein Reflektor-Sonnenrollo,
das in allen Frequenzbereichen eine Abschirmung von 99,98 Prozent erbrachte.
Allerdings sei zu berücksichtigen, dass damit die niederfrequenten Strahlungsquellen,
wie sie im Hausinneren durch Elektrogeräte auftreten, nicht vermindert
würden. (
Andreas Grote) / (wst/c't)